Schon einmal hatten sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts Schwestern dieses Ordens für kurze Zeit hier aufgehalten: zunächst während ihrer Odyssee durch Schwaben und Bayern, Österreich, Böhmen und Russland, als sie, durch die Französische Revolution aus Frankreich und später auch aus der Schweiz vertrieben, einen Zufluchtsort suchten, dann wieder nach der Ausweisung aus Russland. Für rund 25 Jahre bestand das Kloster »Unsere Liebe Frau von der Barmherzigkeit« in Rosenthal bei Darfeld, ehe die Trappisten und Trappistinnen aus Westfalen ausgewiesen wurden. Ein Teil der Schwestern ging dann nach Belgien und Frankreich, eine andere Gruppe kehrte in die Schweiz zurück, und die deutschsprachigen besiedelten mit den Mönchen das ehemalige Augustinerkloster Ölenberg im Elsaß (in der Nähe von Mühlhausen). Rund 70 Jahre lang bestand es als Doppelkloster, bis die Schwestern nach Maria Altbronn in der Nähe von Straßburg zogen. Lange Jahre hindurch bot sich dort die einzige Möglichkeit für deutsche Mädchen, der Berufung zu einem streng kontemplativen, verborgenen Zisterzienserleben in Gebet und Arbeit zu folgen. 1860 besiedelten Mönche aus Ölenberg das ehemalige Zisterzienserpriorat Mariawald auf dem Kermeter bei Heimbach. Und ein Mariawalder Mönch, Pater Karl Franken, war dann in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts Rektor und Beichtvater bei den Trappistinnen in Maria Altbronn. Seit der Abtrennung Elsaß-Lothringens vom Deutschen Reich nach dem Ersten Weltkrieg konnten dort keine deutschen Mädchen mehr eintreten; daher war sein sehnlichster Wunsch, dass auch in Deutschland wieder ein Trappistinnenkloster entstehen könnte. Leider verstarb er schon 1931. Pfarrer Winzen von Mechernich-Berg, ein bekannter der Familie, griff jedoch diese Idee begeistert auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann er, Spenden zu sammeln und Pläne für ein Kloster in Berg anfertigen zu lassen, in dem für Frieden und Versöhnung unter den Völkern gebetet werden sollte. Leider zwang ihn eine schwere Herzkrankheit, die Arbeit an diesem Projekt aufzugeben; die gesammelten Gelder übergab er Abt Christophorusvon Mariawald. Zwar kam aus Kostengründen und wegen der ungünstigen Ortsverhältnisse in Berg das Projekt an diesem Ort nicht zustande, aber Pfarrer Winzen erlebte noch den Einzug der Trappistinnen in die Eifel am 8. Dezember 1952 und die offizielle Klostergründung 1953; er starb am 22. Februar 1954.
- Auf der »Dahlemer Binz« Für die »Dahlemer Binz« eröffnete sich damit ein ganz neues Kapitel der Geschichte. Sie liegt auf dem flachen Bergrücken der Hocheifel, um 550 bis 580 m über NN, der die Wasserscheide zwischen Rhein und Mosel bildet. Heide, Ginster und Sauergräser, »Binsen«, wachsen auf dem nassen, tonhaltigen Boden. Über viele Jahre standen die Flächen als Weideland der Gemeinde den Dahlemer Landwirten zur Verfügung. Im Dritten Reich begann man das Gelände durch Entwässerungsarbeiten urbar zu machen. Die NS-Volkswohlfahrt begann 1935 mit der Errichtung einer Musterschäferei. Zunächst wurde ein Schafstall im Stil eines hölzernen Blockhauses mit tiefgezogenem Strohdach errichtet, dann ein zweistöckiges Wohnhaus für den Schäfer und seine vielköpfige Familie aus Bruchsteinen, mit Schiefer gedeckt. Scheune und Schuppen schlossen sich an. Nachdem die »Reichsschäferei« fertiggestellt war, begann man mit dem Bau eines »Erholungsheimes« in unmittelbarer Nachbarschaft. Im Fachwerkstil erhob sich über einem Bruchsteinsockel der zweistöckige Langbau, der einen größeren Versammlungsraum und im Obergeschoss einen großen Schlafsaal enthielt. An der Giebelseite wurde schräg eine besondere Stube mit offener Feuerstelle angebaut, die den Parteigrößen des Kreises für Feste und Gelage diente. Aus dem geplanten »Erholungsheim« wurde nach und nach eine »NS-Ordensburg« für Jugendfreizeiten und Ferienlager, wo die Jungen und Mädchen aus der »Hitlerjugend« und dem »Bund deutscher Mädchen« nicht nur zu Spiel, Tanz und Erholung zusammenkamen, sondern zugleich im nationalsozialistischen Geist indoktriniert wurden. Nachdem mit dem Kriegsende auch der Spuk des »Tausendjährigen Reiches« vergangen war, kam die Gegend unter britische Militärverwaltung. Wenig später erhielt das Bistum Aachen die Erlaubnis, die »Binz« für die katholische Jugend zu nutzen. Hier begann die Neugründung der katholischen Pfadfinderbewegung in der Eifel. Am Feuer im offenen Kamin der Binz-Stube sangen die Jugendlichen ihre neuen Lieder, lasen gute Literatur, fragten in ernsthaften Diskussionen nach dem Sinn des Lebens und bereiteten sich vor, eine neue Gesellschaft nach christlichen Wertvorstellungen aufzubauen. Später jedoch entschied sich das Bistum, die »Wildenburg« bei Reifferscheid zu übernehmen, und so kam es, durch viele glückliche Umstände und tatkräftige Hilfe von Freunden und Wohltätern, daß schließlich die Abtei Mariawald Grundstücke samt Gebäuden erwerben und die Gründung eines Frauenklosters vorbereiten konnte. Der Abt von Mariawald konnte die Äbtissin des Trappistinnenklosters Berkel bei Tilburg in den Niederlanden dafür gewinnen, Schwestern für diese Neugründung freizugeben, da dort nach dem Krieg viele junge Mädchen eingetreten waren. Zwar war die »Binz« belastet von dem Unrecht, das vielen Menschen unter der Nazi-Herrschaft zugefügt worden war, dennoch waren die Schwestern bereit, im ehemaligen Feindesland ein kontemplatives Kloster aufzubauen. 16 Gründerinnen wurden am 8. Dezember 1953 feierlich in die Klausur eingeführt und begannen das feierliche Gotteslob, das seither nicht mehr verstummte.
- Die Jahre des Aufbaus 1954-1968 Als erstes wurde 1954 der Bau des Gästehauses in Angriff genommen, in dessen Obergeschoß vorläufig das Noviziat, die Räume für die jungen Schwestern in der Ausbildung, untergebracht wurden, denn schon Ostern hatte man die ersten vier Kandidatinnen aufnehmen können. Im Herbst 1955 erhob das Generalkapitel des Ordens die junge Gründung zur Abtei und machte sie damit rechtlich völlig selbständig. Anfang November legten die Gründerinnen ihr Gelübde der Stabilität ab, womit sie die Bindung an das Mutterkloster in Holland lösten und sich zu dieser neuen Gemeinschaft verpflichteten. Sie wählten die bisherige Oberin, Mutter Pauline de Reuver, zur ersten Äbtissin. 1956-1958 wurden die Klosterkirche und die daran anschließende Krankenabteilung erbaut, und am 8. Dezember 1958 weihte Bischof Pohlschneider die Kirche. Da die Zahl der Schwestern zunahm, wurden 1959-1961 eineinhalb Flügel des eigentlichen Klostervierecks und der Refektoriumsflügel gebaut. Zum Erwerb des Lebensunterhalts diente zunächst vor allem die Landwirtschaft mit Geflügel, Schweinen und Rindvieh. Der Hühnerstall erwies sich aber bald als unrentabel; auch Getreideanbau war in dem rauen Klima kaum möglich, so dass nur Weidewirtschaft mit Ochsenmast und einer Milchviehherde übrig blieb. Der nach Rezept von Dr. Küchle hergestellte Heilkräuterlikör »Theodoron«, später in »Kloster-Elixier« umbenannt, sollte eine wichtige Einnahmequelle werden. In den sechziger Jahren begann auch die Paramentenwerkstätte. Zunächst ließ man noch weben, dann machte eine Schwester die Lehre und Gesellenprüfung für die Handweberei und baute die Werkstatt auf. 1965 beschloss der Ordens die »Vereinheitlichung« der Kommunitäten: die Unterscheidung zwischen Chorschwestern und Laienschwestern wurde aufgehoben, die letzteren erhielten ebenfalls das weiße Habit mit dem schwarzen Skapulier und die weiße Kukulleder Zisterzienser. Die Teilnahme am Chor und die Verteilung der sonstigen Aufgaben geschieht seitdem je nach Berufung, Eignung und Fähigkeiten der Schwestern und entsprechend den Bedürfnissen der Gemeinschaft. Erleichtert wurde diese Umstellung dadurch, dass seit 1967 schrittweise der Gebrauch der Muttersprache für das Chorgebet erlaubt und eingeführt wurde. Die Messgesänge werden noch lateinisch nach dem Zisterzienser-Choral gesungen, während sonst im allgemeinen alles in Deutsch ist, abgesehen von den gregorianischen Antiphonen des Zisterzienserbreviers. Nachdem M. Pauline im Herbst 1967 ihr Amt als Äbtissin aus Krankheitsgründen abgeben musste, übernahm M. Christophora van Dijk die Leitung. Sie führte den Klosterbau zu einem vorläufigen Ende: die Krankenabteilung wurde um vier Krankenzimmer, eine Teeküche und eine Apotheke erweitert und der Nordflügel des Klostervierecks zu Ende geführt. Der vierte, östliche Flügel wurde noch nicht benötigt, und so konnte man den weiten Blick in die Landschaft behalten.
- Wer bis hier gelesen hat darf sich einen Lohn holen! (ein Angebot von Sr. Sabine, das Foto jedoch stammt von P. Pius)